Wipe oder nicht Wipe? Die Kiezmischer-Community am Scheideweg

Eine hitzige Nacht auf dem Kiezmischer-Server: Eine Abstimmung über den Wipe-Zyklus entfachte heftige Diskussionen. Was bedeutet das für die Zukunft des Servers und wie könnte die Community wieder vereint werden? Eine Analyse mit Lösungsoptionen.

Was ist passiert?

Abstimmung über laufenden Wipe. Während eines 14-tägigen Wipe-Zyklus entschied sich das Server-Team des Kiezmischer-Servers gestern Nacht überraschend für eine Abstimmung: Soll der laufende Wipe-Zyklus vorzeitig beendet werden?

Gespaltene Community. Diese Entscheidung entfachte eine hitzige Diskussion in der Community und legte die unterschiedlichen Interessen der Spieler*innen offen. Abstimmung, Diskussionen und Vorschlag-Channel zeigen, wie vielfältig die Bedürfnisse innerhalb der Kiezmischer- Community sind und wie schwer es sein kann, diese unter einen Hut zu bringen.

Die unterschiedlichen Interessen der Community

Rust-Spieler*innen haben verschiedene Spielstile und Erwartungen an den Kiezmischer-Server, die oft schwer zu vereinbaren sind:

  • Schnell und PVP-orientiert: Einige Spieler*innen bevorzugen es, rasch aufzubauen, ein paar Tage intensiv zu kämpfen und dann zum nächsten Server weiterzuziehen. Für sie ist Rust ein schnelles, wettkampforientiertes Spiel, bei dem der Fokus auf PVP und kurzfristiger Dominanz liegt.
  • Gemütliches Bauen: Andere Spieler*innen nutzen den niedrigen Upkeep und die hohe Spawn-Rate von Ressourcen auf Kiezmischer, um in Ruhe große Basen zu errichten und sich nur gelegentlich in epische Schlachten zu stürzen. Für sie ist Rust eine Art Sandbox, in der das Bauen und Kreieren im Vordergrund steht.
  • Feierabendzocker*innen: Einige spielen nach Feierabend ein paar Stunden, um sich zu entspannen. Sie suchen nach einem ausgeglichenen Spielstil, bei dem sie weder zu stark unter Druck stehen noch völlig den Anschluss verlieren.
  • Hardcore-Spieler*innen: Während der Schulferien gibt es andere, die nahezu rund um die Uhr Rust spielen. Für sie ist Rust ein intensives Erlebnis, das jede freie Minute füllt.
  • Gruppen- und Teamerlebnis: Schließlich gibt es noch diejenigen, die Rust als soziales Spiel betrachten. Sie suchen nach sozialen Interaktionen, wollen wirtschaftlich erfolgreich Handel treiben, mögen politischen Ränkespielen und Spionage oder wollen Projekte wie den Aufbau einer Kirche in die Welt von Rust integrieren.
  • Stammspieler*innen: Die dem Server und der Community schon eine ganze Weile loyal die Treue halten und die Entwicklung mitgestaltet haben.
  • Neue Spieler*innen: Die aufgrund der hohen Zahl an Spieler*innen zu Wipe Beginn da sind – aber auch schnell wieder weg, wenn die auf anderen Servern höher ist.

Mehrheitsentscheidungen erzeugen Verlierer-Gruppen. Spieler*innen kritisierten heftig den Versuch, die unterschiedlichen Interessen und Gruppen mit einer einfachen Mehrheitsentscheidung zu bedienen. Viele sind unzufrieden damit, dass man zu diesem Zeitpunkt eine solche Entscheidung herbeigeführt hat. Dies vermittelt den Eindruck, dass man einige Interessen schlichtweg übergangen hat.

Eine Abstimmung suggeriert immer: Wir können uns sowieso nicht einigen.

Mehrheitsentscheidungen: Ein einfaches Mittel mit komplexen Folgen

Schnell aber nicht immer effizient. Mehrheitsentscheidungen sind oft der schnellste Weg, um zu einer Lösung zu kommen. In der großen Politik, wenn es um nationale oder globale Fragen geht, sind sie unvermeidlich. Doch in einer kleinen Community, wie sie auf einem Rust-Server existiert, können solche Entscheidungen problematisch sein.

Ein anschauliches Beispiel: Zehn Leute besuchen gemeinsam ein Restaurant und entscheiden, dass einer von ihnen für alle zahlen muss. Das mag eine „demokratische“ Entscheidung sein, ist aber keineswegs gerecht und verdeutlicht die Schwächen eines solchen Abstimmungsverfahrens.

Wem gehört der Server? Ähnlich verhält es sich auf dem Server: Einige Spieler*innen argumentierten: Der Server ist tot. Die verbleibenden 40 Spieler*innen hätten kein Recht, sich gegen den Willen der Mehrheit zu stellen und einen vorzeitigen Wipe zu verhindern.

Verlässlichkeit & Verbindlichkeit geopfert. Doch es gibt Fragen, die sich nicht moralisch angemessen durch eine einfache Abstimmung klären lassen. Einmal getroffene Entscheidungen während ihres laufenden Zyklus erneut zur Abstimmung zu stellen, kann problematisch sein, da es die Verlässlichkeit und Planbarkeit innerhalb der Community untergräbt.

Worüber lässt man abstimmen und worüber besser nicht? So forderten einige Spieler*innen, dass das Server-Team sich an seine eigenen Ankündigungen halten sollte und den laufenden Wipe-Zyklus wie geplant fortsetzen müsse. Die Erwartung ist: Änderungen können jederzeit für die Zukunft gelten. Laufende Prozesse sollen jedoch nicht einfach unterbrochen werden.

Schrammen im Profil. Ein weiteres Problem bei Mehrheitsentscheidungen: Das eigene Profil von Kiezmischer geht verloren. Das Server-Team ordnet sich dem Diktat der Masse, statt z. B. klar zu sagen (und umzusetzen): Wir stehen für einen unmodded Vanilla Server mit 14 Tagen Wipezyklus und diesen und jenen Spezifikationen, weil wir genau einen solchen Server gern betreiben wollen.

Zusammen als Community weiter gehen? Oder lieber auf einen anderen Server, der grad frisch gewiped ist?

Alternativen zur Mehrheitsentscheidung: Konsensfindung und andere Formen der Meinungsbildung

Mehrheitsentscheidungen sind ein legitimer Weg, um schnell zu einem Ergebnis zu kommen. Aber gerade in kleinen Communities wie auf einem Rust-Server lohnt es sich, alternative Wege der Entscheidungsfindung zu betrachten.

Ein Beispiel aus dem Schulalltag: Eine Klasse soll über das Ziel ihrer Klassenfahrt abstimmen. Die Hälfte der Schüler*innen möchte nach Italien, die andere Hälfte nach Schweden. Der Lehrer lässt abstimmen, und die Schweden-Fraktion gewinnt knapp. Die Folge: Die Motivation und Energie der unterlegenen Gruppe sinken, sich weiter an der Planung zu beteiligen.

Motivation und Engagement aller erhalten. Eine bessere Lösung wäre gewesen, zuerst die Bedürfnisse der Schüler*innen zu klären – was wollen sie während der Klassenfahrt erleben? Wasser, Berge, Städte besichtigen? Auf dieser Basis hätte man einen Ort finden können, der möglichst viele Wünsche erfüllt.

Übertragen auf eine Rust-Community bedeutet das: Nicht die „demokratische“ Kampfabstimmung macht die Community aus, sondern die Suche nach gemeinsamen, tragfähigen Lösungen.

Abstimmung ohne Diskussion kann schiefgehen. Welche Abstimmungsfrage ist überhaupt geeignet? Gibt es wirklich keine Alternativen zur Kampfabstimmung? Diese Fragen müssen vor einer Abstimmung diskutiert und geklärt werden.

Ein Blick in die Zukunft: Mögliche Lösungen für den Serverkonflikt

Fast unbemerkt durch die aufgeheizte Debatte wurde kurz über eine sowieso schon geplante Änderung gesprochen: Es soll einen zweiten Server geben.

Alte Weisheiten. Diese Lösung erinnert an die Vorgehensweise einiger First Nations in Nordamerika: Wenn sie ein Problem nicht durch Diskussion der Stammesältesten lösen konnten, teilten sich die uneinigen Parteien in Gruppen auf und zogen in unterschiedliche Richtungen weiter – in Frieden und gegenseitiger Wertschätzung.

Zwei Server für zwei verschiedene Spielstile.

Für die Kiezmischer-Community könnte das bedeuten, dass man die beiden Server entsprechend der sich widersprechenden Spielstile gestaltet:

  • PVP- orientierter Spielstil: Ein Server mit kurzen Wipe-Zyklen, hoher Ressourcen-Spawn-Rate und einer kleinen Map könnte ideal sein. Jeder hat alle BluePrints und es gibt keine Raid- oder sonstigen Schutzzeiten. Hier könnten sich die Spieler*innen austoben, die ein schnelles, wettkampforientiertes Spiel suchen.
  • Survival- orientierter Spielstil: Ein zweiter Server könnte für jene geschaffen werden, die einen ruhigeren, strategischeren Spielstil bevorzugen. Mit längeren Wipes, Abrisshilfe, beständigen Strukturen und Raum für soziale Interaktionen und komplexe Basen. Auch Ideen aus dem Vorschlag-Channel des Discord könnten hier Raum finden: Raid-Schutzzeiten, Zugang erst ab einem bestimmten Steam Level oder mit VAC/EAS-Banns, die 5 Jahre oder älter sein müssen…

Energie einsparen? Vielleicht kann man auch den Moderationsaufwand auf beiden Servern unterschiedlich hoch halten: Wo sowieso der Kampf und Geschwindigkeit im Vordergrund stehen, reicht vielleicht ein Bad Word Filter und auf dem anderen Server gelten die kompletten Kiezmischer Regeln mit schnellem Bannen.

Keine Schnellschüsse. Doch bevor eine solche Aufteilung erfolgt, gilt es die Community genau zu analysieren: Welche Interessenslagen gibt es? Wie lassen sie sich sinnvoll aufteilen? Denn am Ende sollte nicht das Ziel sein, zwei Server mit jeweils gespaltenen Communities zu schaffen.

Aufgabe des Serverteams. Hier gilt es jetzt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Was für ein Server(-verbund) soll Kiezmischer sein? Was für eine Community wollt ihr haben? Nur möglichst groß? Oder auf eine bestimmte Spielweise ausgerichtet? Oder sonst etwas, wo man sagt: ah, Kiezmischer, das sind doch die mit…

Verantwortung übernehmen. Letztlich liegt die Verantwortung bei euch. Trotz aller Möglichkeiten, Vorschläge zu machen oder an Umfragen teilzunehmen, seid ihr diejenigen, die die finalen Entscheidungen treffen. Insofern gibt es in kleiner mir bekannten Rust Comunity eine echte Demokratie mit echten Mehrheitsentscheidungen.

Unterstützung holen. Aber in einer starken Community habt ihr auch kluge Köpfe, die kurz von ihren eigenen Interessen zurücktreten und helfen können, die oben angerissenen Fragen im Sinne aller zu beantworten.

Viel Spaß und viel Erfolg beim Gestalten der Kiezmischer Zukunft!

Inhaltsverzeichnis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert